Geschichte der Langenwolmsdorfer Mühlen

Allgemeines

Die Wassermühle zählt mit zu den ältesten Antriebstechniken, mit denen sich der Mensch die Kräfte der Natur zum Nutzen machte. Schon 1200 v. Chr. benutzten die Sumerer in Mesopotamien einfache Treträder zum Schöpfen des Wassers auf ihre Felder. Um 300 v. Chr. entwickelte sich daraus das erste von Wasserkraft angetriebene Wasserrad, die so genannte Noria. Im 10. Jhd. v. Chr. beschreibt der Römische Architekt und Baumeister Vitruv erstmals ausführlich die technischen Funktionen einer Wassermühle: ein vertikal gestelltes Mühlenrad, dessen Drehbewegung über ein Zahnradwinkelgetriebe zum Mahlgang übersetzt wird. Auch wenn sich die Ursprünge dieses Wasserradtyps nicht ermitteln lassen, so ist die Kombination von vertikalem Wasserrad, Zahnradübersetzung und Drehmühle ohne Zweifel als eine römische Erfindung anzusehen. In den folgenden Jahrhunderten breitet sich diese Technologie über ganz Europa aus und hielt sich in dieser Form bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts. Genutzt wurden Wassermühlen hauptsächlich zum Antrieb von Hämmern, Stampfen, Ölpressen, Mahlsteinen zum Getreide- oder Pulvermahlen oder zum Bohren. In der Besiedlung der Landschaft bildeten sie oft das Zentrum einer neu entstandenen Ortschaft. Der Einsatz erfolgte meist in bergigen Gegenden oder im Gebirge, da dort das nötige Gefälle für hohe Fließgeschwindigkeit des Wassers vorhanden war. Zur Optimierung und Aufrechterhaltung der Wasserleistung bei wenig Wasserfluss in den Sommermonaten wurden oft noch zusätzliche Mühlteiche oder Stauwehre angelegt. Durch die industrielle Revolution und Erfindungen wie Dampfmaschine, Elektrizität und Elektromotor ging das Zeitalter der Wassermühlen zu Ende. Wasserturbinen und vollautomatisierte Großmühlen bilden mit ihrer um ein Vielfaches größeren Ausbaukapazität eine übermächtige Konkurrenz.

Wann in Langenwolmsdorf die ersten Mühlen entstanden sind, ist nicht bekannt. Aufzeichnungen darüber existieren ab Mitte des 16. Jahrhunderts. Im Jahre 1530 wurde im Landessteuerregister die Obermühle das erste Mal erwähnt, im Amtserbbuch von 1559 die Mittel- und die Niedermühle. 1560 zeigt der Humelius-Riß „Leuners“ Mühle in Langenwolmsdorf. Auf der Oeder-Zimmermannschen Karte vom Anfang des 17. Jahrhunderts stehen: „Stephan Börnichen, Mühl mit 1 Gange (die Obermühle), Georg Behms Mühl mit 1 Gange und Brettmühl (die Mittelmühle) und Nicol Michels Mühl mit 2 Gängen (die Niedermühle)“. Um 1670 hat Langenwolmsdorf 3 Mühlen, die Obermühle im Oberdorfe, Besitzer Christof Kottens Wittiben (Witwe von Christof Kotte), die Kirchmühle, Besitzer Martin Kotten und eine dritte im Niederdorfe, Besitzer Christoph Nahlen, Amtszimmermann. 1721 wird zu den drei beschriebenen noch Grützners Mühle mit 1 Mahlgang genannt, die aber „caduc“ (hinfällig, daniederliegend) ist. Das Lexikon von Sachsen aus dem Jahr 1830 erwähnt 4 Mühlen, ebenso die Kirchengalerie um 1840. Das Stolpener Adressbuch von 1912 nennt aber nur 2 (Gustav Böhmer und Herrmann Lehmann). 1866 errichtet Freigutbesitzer Ernst August Louis Forker die Hofemühle als eine mit einem oberschlächtigen Wasserrad betriebene Wasserkraftanlage zur Mechanisierung seines Gutes. 1888 wird das Sägewerk Reißig im Mitteldorf gegründet.

Im Folgenden werden die Mühlen und die von Wasserrädern angetriebenen Betriebe im Dorf – beginnend mit dem obersten – etwas genauer beleuchtet.

Sägenschmiede Schiekel im Oberdorf von Langenwolmsdorf

Das Grundstück befindet sich hinter dem Gasthof Schönfelder dorfaufwärts und gehört heute Frank Petermann. Die Schmiede wurde mit dem Weißbach angetrieben. Der Antrieb ähnelte dem Frohnauer Hammer, war jedoch kleiner. Die Besitzer und Betreiber der Schmiede hatten ihr eigenes, patentiertes Verfahren zur Bearbeitung und Härtung ihrer Erzeugnisse. Es heißt, dass das Patent von einem Handwerksburschen abgekauft wurde, der in seiner Wanderzeit mal bei Schiekels gearbeitet hat. Außerdem hatte die Firma Patente für verschiedene Erzeugnisse, wie zum Beispiel die Dünnerschliff-Säge. Die Säge wird von der Zahnspitze bis zum Rücken geradlinig dünner. Dadurch klemmten die Sägen nicht.
Gegründet wurde die Schmiede 1835 von Johann Gottlob Schiekel. Er wurde 1778 in Altstadt geboren und starb 1851 mit 73 Jahren als Aussägehändler.
Nach seinem Tode übernahm sein Sohn Johann Gottlieb Schiekel (geb.1807) die Schmiede und baute sie 1857 zu einer Sägenschmiede um und aus. Er verstarb 1873 mit 65 Jahren und hinterließ seine Frau, 2 Söhne (Johann Gottlieb, geb. 1837 und Karl Traugott, geb. 1841 [Fleischhändler]) und 4 Töchter.
Johann Gottlieb Schiekel jun. (verheiratet mit Johanna Elionore, geb. Beier aus Großdrebnitz) übernahm die Schmiede. Er starb 1906 als Sägenschmied, Haus- und Feldbesitzer. Die Schmiede übernahm sein Sohn Friedrich August Schiekel, (geb. 1873, verheiratet mit Maria Martha geb. Horn aus Langenwolmsdorf), der 1922 mit 48 Jahren als Fabrikbesitzer starb. Sein Sohn, Rudolf Alfred Schiekel (geb. 1902), trat am 1. Oktober 1935 die Nachfolge an.
Es wurde Tiegelgussstahl aus Schweden und Remmscheidter Stahl aus dem Rheinland verarbeitet. Da die Beschaffung dieses Stahls nach der Gründung der DDR nicht mehr möglich war, wurde bis 1952 das noch auf Lager liegende Material aufgearbeitet und dann die Produktion stillgelegt.
Rudolf Alfred Schiekel reparierte jetzt einmal gefertigte Werkzeuge und schärfte Sägen. Das Gewerbe betrieb er, bis er nicht mehr arbeiten konnte. Im Oktober 1968 wurde das Gewerbe abgemeldet. Am 11.12.1971 starb der letzte Betreiber der Sägenschmiede.

Obermühle von Langenwolmsdorf

Die wahrscheinlich älteste Mühle Langenwolmsdorfs wurde 1530 im Landessteuerregister erstmals erwähnt, der Besitzer war Nickel (Nikolaus) Born. Die Kellergewölbe im Wohnhaus deuten noch darauf hin, dass die Mühle sehr alt ist. Angetrieben wurde sie über einen vom Weißbach abgezweigten Graben neben der Straße, über ein oberschlächtiges Wasserrad, das wegen der geringen Wassermenge einen großen Durchmesser hatte. Zwischen 1559 und 1576 war die Mühle Eigentum von Steffen Born, um 1586 war sie im Besitz von Stephan Börnichen, wie aus historischen Karten (Öder-Karte) hervorgeht. Im Jahre 1602 war im Landessteuerregister Laux Born als Besitzer geführt, der 1630 stirbt. Das Schocksteuerregister zeichnet 1612 Hans Böhm, das Langenwolmsdorfer Kirchenbuch 1640 Balzer (Balthasar) Born als Besitzer auf. 1661 übernahm Christoph Kotte die Mühle, welche in diesem Jahre einen Landbesitz von 9 Ruten und ¾ Hufen hatte. Er starb 1664. Seine Tochter Anna heiratete 1671 den Sohn Johannes des Niederbauernmannes Thomas Forker, womit die Mühle auf die Familie Forker übergeht. Nach dem Tod von Anna Forker heiratete Johannes Forker 1682 zum zweiten Mal. Mit seiner Frau Christina hatte er einen Sohn, Johannes Forker (geb. 1687). Der übernahm nach 1727 die Mühle und übergab sie um 1740 – 45 an seine Tochter Anna Rosina Forker. Diese heiratete 1744 Johann Christoph Sturm, den Sohn des Kleindrebnitzer Müllers. Er starb 1799 als Erbmüller. Der gemeinsame Sohn, Johann Gottlieb Sturm, übernahm danach die Mühle. Aus seiner Ehe mit Johanna Christina Wustmann, Tochter des Erbrichters Johann George Wustmann gingen 4 Kinder hervor, drei Töchter und ein Sohn. Der Sohn, Johann Gottlieb Sturm, übernahm die Mühle. Er heiratete 1805 Anna Maria Friebel, mit der er sieben Kinder hatte. Diese heirateten jedoch alle in andere Gemeinden, so dass keiner die Mühle nach dem Tode von Johann Gottlieb Sturm 1849 übernahm. So ist anzunehmen, dass die Mühle in den Besitz der Gemeinde überging.Dafür spricht auch eine Eintragung im Grundbuch der Familie Eisenblätter (heutige Besitzer der ehemaligen Mühle), laut der das Grundstück am 17.05.1861 für 231 Taler durch Friedrich August Böhmer von der Gemeinde gekauft wurde. Das Mühlengebäude hatte dieser bereits 1860 erworben. Als Friedrich August Böhmer starb, erbte seine Frau Emilie Juliane die Mühle (laut Testament von 1876). Sie verkaufte das Grundstück 1881 jedoch für 54000 Mark an ihren Sohn Gustav Adolph Böhmer (geb.1853), der, wie seine 3 Geschwister, das Vorkaufsrecht besaß. Gustav Adolph Böhmer starb 1927 als Trichinenbeschauer. Sein Sohn Gustav Martin Alwin Böhmer (geb. 1888) übernahm den Besitz schon 1922. Er war gelernter Bäcker, meldete jedoch am 22.1.1921 ein Gewerbe zur Verarbeitung von Branntwein und den Handel von Wein und Spirituosen in Flaschen, Zigarren, Zigaretten und Tabakwaren sowie Kaffee an. Außerdem umfasste die Gewerbeanmeldung das Schroten von Getreide. Das Gewerbe wurde am 15.1.1971 abgemeldet und am 1.4.1971 starb der Spirituosenhändler Martin Böhmer. Er fuhr vor dem Krieg immer mit einem Dreirad durch die umliegenden Dörfer und verkaufte Tabakwaren und Spirituosen. Seine Frau betrieb in dieser Zeit den Laden. Nebenbei wurde die Mühle als Schroterei und Quetsche betrieben bis das Wasserrad kaputt ging. Dann wurden zwei Elektromotoren eingebaut – einer für den Mahlgang und einer für die Quetsche, die bis in die 60er Jahre genutzt wurden.
Heutiger Besitzer des Grundstücks ist Frau Emilie Martha Annelies Eisenblätter (geborene Bauer). Sie erwarb den Besitz am 23. August 1971 zusammen mit ihrem Mann Hans Joachim Eisenblätter, der mittlerweile verstorben ist.

Die Bäckerei Venus

Aus dem Grundbuch der Familie Hirdina, die das Grundstück heute besitzt, geht hervor, dass das Gebäude eine Schleiferei war. Am Eingang zum Haus war die Zahl 1858 angebracht. Es scheint das Baujahr zu sein. Wie Grundstück und Gebäude bis zur Übernahme durch Karl August Sauer genutzt wurde, ist nicht bekannt. Man kann davon ausgehen, dass es ursprünglich zum benachbarten Gutshof Pietsch gehörte und vielleicht doch eine Mahlmühle oder Quetsche gewesen ist. Als eigenes Grundstück erscheint es erst mit dem Verkauf am 01.02.1886. Zum Kühlen der Milch führte vom Mühlteich eine Wasserleitung in ein steinernes Kühlbecken des Gutes. Das Wasserentnahmerecht ist im Grundbuch enthalten, ist aber inzwischen bedeutungslos, weil es den Gutshof nicht mehr gibt.
August Sauer hat am 18.03.1877 im Alter von 25 Jahren geheiratet. Aus Großdrebnitz kommend richtete er eine Schleiferei ein. Schon früher hatte der Kurfürst die Genehmigung erteilt mit der Wasserkraft des Weißbaches Sensen, Äxte, Sicheln und Messer zu schärfen. Vor dem ersten Weltkrieg boomte die Produktion von Messern in Neustadt. Mit bis zu 20 Arbeitern, die die Messerklingen schliffen, versorgte er mehrere Messerfabriken. Die notwendige Antriebskraft für die Schleifsteine erzeugte ein rechts am Gebäude befindliches Mühlrad – später ersetzt durch eine Turbine. Das Wasser wurde über einen Mühlgraben, der fast unterhalb der Obermühle begann zugeführt. Auf Grund der geologischen Lage am Hang bestand nur eine geringe Speichermöglichkeit, die erforderlich gewesen wäre, um das Mühlrad kontinuierlich zu betreiben. Zwei Probleme bestanden: Der insbesondere im Sommer relativ niedrige Wasserstand des Baches und die Arbeit der Obermühle. Der Besitzer, Herr Böhmer, staute zeitweise Wasser in seinem vor der Mühle verbreiterten Mühlgraben, mit dem Ergebnis, dass die Schleiferei mangels Wasser nicht betrieben werden konnte. War die Obermühle in Betrieb, gab es dann wieder reichlich Wasser. Diese Situation führte zu wiederholten Rechtsstreitigkeiten und Prozessen zwischen Herrn Sauer und Herr Böhmer.
Herr Sauer richtete im Gebäude zusätzlich zur Schleiferei, die sich in der oberen Etage befand, eine Bäckerei ein. Am 28.05.1906 meldete er das entsprechende Gewerbe an, meldete es am 01.10.1906 aber schon wieder ab. Zum gleichen Zeitpunkt meldete Herr Edwin Arthur Venus das Gewerbe wieder an und Betrieb die Bäckerei bis 1946.
Am 18.11.1906 heiratete er die Tochter des Schleiferei Besitzers Anna, Martha Sauer.
Karl August Sauer verstarb am 18.03.1918. Es entstand eine Erbengemeinschaft mit einer Schwester und einem Bruder. Die weitere Existenz als Bäcker war gefährdet, da die Schwester der Ehefrau auf die sofortige Auszahlung ihres Erbteiles bestand und Herr Venus zum Kauf finanziell nicht in der Lage war. (Da er eingezogen war, ruhte die Bäckerei während des ersten Weltkrieges.) Es erfolgte deshalb am 05.09.1919 der Verkauf an den Stahlschleifer Karl Gottlieb Max Phillip. Er betrieb die Schleiferei noch einige Jahre weiter und ersetzte das beschädigte Mühlrad durch eine Turbine. Herr Phillip soll recht jung schon vermutlich durch einen Verkehrsunfall verstorben sein.
Am 04.02.1928 erwarb Herr Venus das Grundstück mit Bäckerei. Die Schleiferei war inzwischen still gelegt worden. Der Mühlgraben und der kleine Mühlteich sind noch vorhanden. Der Abfluss des Wassers der Mühle erfolge durch einen etwa 150 m langen Tunnel in den Weißbach. Dieser ist auch noch vorhanden und am Beginn des Weißbachtunnels vor dem Grundstück noch zu sehen.
Herr Venus übergab die Bäckerei 1946 seinem Schwiegersohn Karl Ehrenreich Hirdina, der mit einer der Töchter, Margarethe, verheiratet war. Er vererbte Bäckerei und Grundstück als Existenzgrundlage der Familie Hirdina. Aus gesundheitlichen Gründen musste Herr Hirdina die Bäckerei nach wenigen Jahren aufgeben, ließ die Bäckereiwohnung zu einem Laden umbauen und verpachtete diesen an den Konsum. Leider verstarb auch seine Gattin viel zu früh und er heiratete ein zweites Mal. Die neue Ehefrau war die Frieda Elsa Hirdina geb. Gran. (Verstarb im Alter von 100 Jahren) Herr Hirdina verstarb leider ebenfalls viel zu früh und seine 2. Ehefrau leitete die Konsumverkaufsstelle bis zu ihrem Rentenalter. Sicherlich werden sich manche Bewohner noch an sie erinnern nach der politischen Wende wurde der Mietvertrag durch den Konsum gekündigt.
Haus und Grundstück dienen jetzt nur noch für Wohnzwecke.
Von Günter Sehmisch

Das Sägewerk Reißig

Das Grundstück kaufte der Kistenbauer Carl Gottlob Reißig bereits am 17. November 1887. Die Produktion begann im darauf folgenden Jahr. Am 10. Februar 1888 ließ Ernst Heinrich Bennmann unter dem Namen Bennmann und Co. im Gewerbe-Anmelde-Register eine Kistenfabrik eintragen. (Karl Gottlob Reißig war der Kompagnon.) Produziert wurden unter anderem Flaschenkästen für Brauereien. Beliefert wurden damit die Radeberger und die Feldschlösschenbrauerei. Es gab eine Presse, mit der die Namen der Brauereien in die Kästen gebrannt wurden.
Auch allgemeine Sägewerksprodukte, wie Balken, Bohlen und Bretter, wurden produziert. Die ebenfalls im Sortiment stehenden Anfeuerspäne wurden vor allem in den Städten zum Anfeuern der Kochöfen genutzt. Es wurden je 100 Stk. im Bund verkauft.
Nach 1924 besaß die Firma Reißig sogar Handelsvertretungen in Freiburg und Leipzig.
Nach dem Tod von Karl Gottlob Reißig erbte am 24. Juli 1951 dessen Sohn Karl Arthur Reißig zusammen mit Gustav Emil Bürger und Karl Reinhold Reißig den Besitz. Arthur Reißig meldete am 5. April 1951 das Gewerbe des Sägewerks mit Kistenfabrik an. Am 22. März 1966 ging der Anteil von Gustav Emil Bürger an die Erbengemeinschaft – Kurt Alfred Bürger, Ida Helene Gäbler, geb. Bürger und Gottfried Johannes Bürger – über. Der Anteil von Reinhold Reißig ist am 3. Juni 1977 an die Erben Arthur Reißig und Gerhard Wünsche übergegangen.
Der Antrieb erfolgte anfangs vollständig durch Wasserkraft, später mit Unterstützung eines Elektromotors. 1928 wurde gegenüber dem Sägewerk eine Trafostation gebaut. Ab 1934 kam ein Dieselaggregat hinzu. Der Diesel kostete vor dem Krieg 8 Pfennig je Liter, so dass dieser Antrieb billiger als Strom war. Alle Maschinen wurden über eine Transmission angetrieben. Zwei Dieselmotoren bewegten über Riemen alle Maschinen, wie zum Beispiel eine Dicktenhobelmaschine für die Bretter oder eine Spundmaschine zum Dielen spunden.
Um 1963 wurde die Schneidemühlenarbeit eingestellt und 1967 auch die Kistenproduktion. Am 28.11.1967 meldeten Arthur Reißig und Alfred Bürger das Gewerbe ab.
Die Gemeindeschwesternstation wurde, als sie die Räume des Kindergartens 1970 räumen musste, kurzzeitig in einem der oberen Gebäude untergebracht, bis sie 1974 in das Rathaus umzog.
Am 29. April 1985 kaufte die VdgB BHG Neustadt das Grundstück. Als die BHG (Bäuerliche Handelsgenossenschaft) die Gebäude übernahm, wurden viele Häuser abgerissen. Im unteren Gebäudekomplex wurde eine Tischlerei eingerichtet, die 1985 provisorisch mit ihrer Arbeit begann, da bauten die Tischler Kaninchenställe. Doch die Volksgut-Baubrigade, zu der zum Beispiel Christian Winter und Rudolf Gernert gehörten, renovierte die Gebäude bis 1986 und so wurde eine vollwertige Tischlerei eröffnet. Ab August 1987 nutzte die BHG Neustadt den gesamten Komplex mit Lager, Tischlerei, Verwaltungsraum und Zahlstelle. Mit der Wende gab es einige Veränderungen. Die Tischlerei wurde von Hans-Peter Mai übernommen, erst gepachtet und am 7. September 1993 gekauft.
Am 28. April 1990 meldete die Raiffeisenbank und Handelsgenossenschaft Neustadt (Sachs) e.G. im ehemaligen Verkaufsgebäude der BHG eine Gewerbeerweiterung zum Handel mit Artikeln für Hobby / Garten, Getränke und die Ausleihe von Geräten (ohne Getränkeausschank) an. Das Gewerbe wurde bereits am 31. Mai 1992 wieder abgemeldet. Die Raiffeisen-Bank zog in das Haus von Schuhmacher Scharmatzinat auf den Fleischerberg. In das Gebäude zog das Küchenstudio Bück. Um 2000 wurde das Küchenstudio geschlossen. Jetzt sind in diesem Gebäude Wohnungen eingerichtet. Das einzige noch existierende Gewerbe auf dem ehemaligen Reißig-Komplex ist die Tischlerei Mai.

Kirchmühle

Die einzige heute noch arbeitende Mühle wurde im Jahr 1559 im Amtserbbuch zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Es wird vom Besitzer Matts Brehm, dem Mittelmüller berichtet. Die Mühle umfasst damals eine Hufe Grundstück.
Im Jahr 1560 auf der damals erschienenen Oeder-Karte wird ein Georg Brehm mit einer Mühle mit einem Gang und der Brettmühle genannt. Nach 1576 geht der Besitz an Georg Clare. 1602 ist im Landessteuerregister Caspar Clare mit nur einer Mahlmühle sowie einem Besitz von 6 Ruten und ½ Hufe und im Schocksteuerregister von 1612 mit 9 Ruten ¾ Hufe aufgeführt. Schon 1651 ist im Kirchenbuch Langenwolmsdorf Melchior Böhme als Besitzer eingetragen, der zu diesem Zeitpunkt allerdings bereits verstorben war. 1653 wird dort als neuer Besitzer Jacob Kotte genannt. 1667 gehört zu der Mühle, die die „Kirchmühle genannt (wird) und auf der Gemeinde steht“, „ein dazu gekauftes Luschdorf“. Es wurde also vermutlich ein Teil des ehemaligen Luschdorfs nach dessen Zerstörung an die Mühle verkauft.
Um 1670 besitzt Marten Kotten die Mühle, die auch 1721 im Lexikon von Sachsen genannt wird. Er vererbt sie 1711 seinem Sohn Christian Kotte, bei dem sie 1774 abbrennt. Sie wurde wieder aufgebaut und am 23.7.1783 besitzt ein Johann Gottlob Kotte die Kirchmühle. Im Jahr 1826 brennt die Kirchmühle erneut ab.
Am 9.3.1867 kaufte Johann Heinrich Lehmann (geb. 1836) den Besitz der Kirchmühle von Karl August Neumann. Nach seinem Tod 1870 geht der Besitz im Erbgang an seine Ehefrau Caroline Wilhelmine über, von der ihr Sohn Karl Hermann Lehmann (geb. 1867) am 7.9.1895 den Besitz käuflich erwarb. Als 1913 nach dem Tod von Karl Hermann Lehmann die Mühle an dessen Frau Amalie Wilhelmine überging, wurde die Schneidemühle stillgelegt.
Im Zug der Elektrifizierung 1917 wurde ein Elektromotor angeschlossen, um die Mühle bei Niedrigwasser zu betreiben. Der Nachfolger Karl Hermann Lehmanns, sein Sohn Otto Hermann Lehmann pachtete die Mühle am 1.1.1931 von seiner Mutter, meldet zum 2.1.1931 die Mahlmühle und Bäckerei als Gewerbe an und kaufte sie schließlich im Jahre 1936. Nach dem Tod Otto Hermann Lehmanns 1976 geht der Besitz der Kirchmühle in eine Erbengemeinschaft über. Die Söhne Horst Lehmann (Gewerbe seit 31.1.1974) als Müllermeister und Günther Lehmann (Gewerbe seit 12.11.1976) als Bäckermeister führen die Geschäfte in zwei unabhängigen Betrieben weiter.
Die Mühle war schon im 17. Jahrhundert eine Mahl- und eine Schneidemühle. Wann die Bäckerei dazu kam, ist nicht bekannt. Bis 1913 wurde die Mahlmühle sowie die Schneidemühle mit je einem Wasserrad oberschlächtig angetrieben. Nach der Stilllegung der Schneidemühle 1913 erfolgten laufende technische Verbesserungen in der Mahlmühle sowie in der Bäckerei. 1956 wurde das bis dahin 48 cm breite Schaufelrad in ein 60 cm breites Schaufelrad verändert. Die Mühle arbeitet heute noch bei vollem Wasser mit der Kraft dieses Wasserrades. Bei Niedrigwasser wird der Elektromotor mit eingesetzt. Die Lagerkapazität der Mühle, also die Menge Getreide, die hier gelagert werden kann, beträgt 150 Tonnen. Die Mühle hat einen Durchlauf von 3 Tonnen. Das bedeutet, dass am Tag drei Tonnen Getreide verarbeitet werden können.

Die Benkenmühle oder Kettenschmiede im Niederdorf (Niedermühle)

Die erste Erwähnung der Niedermühle erfolgte 1559 im Landessteuerregister mit dem Besitzer Merten (Martin) Köhler. Sie wurde mit dem Weißbach angetrieben und war eine Schrot-, Quetsch- und Mahlmühle. Eine erneute Nennung erfolgte im Jahr 1570.
Anfang des 17. Jahrhunderts ist auf der Oeder-Zimmermannschen Karte die Niedermühle als „Nicol Michels Mühl mit 2 Gängen“ verzeichnet. 1635 nennt das Kirchenbuch von Langenwolmsdorf Christoph Nahl(en) als Besitzer der Mühle. 1661 und 1670 erfolgten Eintragungen im Schocksteuerregister, wonach ebenfalls Christoph Nahl(en), ein Amtszimmermann, der Besitzer ist. Wie aus einer weiteren Eintragung dieses Registers aus dem Jahre 1711 hervorgeht, übergibt Mühlenbesitzer Hans Körner die Mühle an seinen Sohn Abraham Körner. Um 1727 und danach ist Christian Körner der Niedermüller. Ab diesem Zeitpunkt existieren über einen Zeitraum von ca. 150 Jahren keine weiteren Aufzeichnungen zur Mühle.
Um 1890 war Karl Moritz Götz (gest. 1917 mit 66 Jahren) Mühlen- und Schmiedebesitzer im Niederdorf, er war verheiratet mit Anna Elsa, geb. Kögler, In der Mühle wurde Getreide gemahlen. Das Wasserrad befand sich in einem flachen Anbau am Giebel, quer zum Gebäude.
Am 20.3.1924 wurde von Alwin Götz die Fabrikation von Geschirrbeschlägen als Gewerbe angemeldet. Inhaber des Gewerbes war die verwitwete Elsa Götz. Sie heiratete später den Elektriker Paul W. Süßmilch (geb. 1885, gest. 1946) aus Heeselicht.
Die aus letzter Ehe stammende Tochter, Ingeborg Süßmilch (geb. 1919), erbte 1946 die Mühle. Der letzte Besitzer war der Ehemann von Ingeborg Knitter, geb. Süßmilch, Heinz Knitter, (geb. 1911, gest. 1999). Er meldete am 1.6.1950 das Gewebe zur Fabrikation von Geschirrbeschlägen für die Landwirtschaft und nebenbei das Schroten und Quetschen von Getreide an. Zu der Zeit wurde für die Hofemühle das Futtergetreide mit gemahlen bzw. gequetscht. 1952 erfolgte die Stilllegung der Mühle.
Die Mühle hatte ein oberschlächtiges Wasserrad. Bis 1912 wurde die Niedermühle mit dem Wasser des Weißbachs angetrieben, ebenso die Schmiede, die Karl Moritz Götz betrieb. Es war eine Schmiede besonderer Art; sie stellte Beschläge für Geschirre und Ketten her. Bis um 1952 führte man solche Schmiedearbeiten aus. Zuletzt wurde eine Saxionia Kleinwasserturbine angeschafft, die sich jedoch nicht lohnte, da der Weißbach nicht konstant genug ist für eine Turbine.

Zur Geschichte des Freigutes Langenwolmsdorf und seiner Mühle

Das Freigut Langenwolmsdorf (später auch Kupfer’sches Gut genannt) liegt am unteren Ende des Niederdorfes, wo es an die Zscheppe grenzt. Begründet wurde es 1660 durch den Kommandanten der Bergfestung Stolpen, Georg Herrmann von Schweinitz.
Zunächst ein kurzer zeitlicher Abriss zum Gut:

1599 Agniß von Miltitz, geb. v. Carlowitz, Tochter des Georg von Carlowitz, besitzt wahrscheinlich eines der Güter, aus denen das Freigut besteht. Auf der Oeder-Zimmermannschen Karte aus dem Anf. des 17. Jhs. steht dieses Gut mit dem Zusatz „Georg und Joachim von Carlowitz Hof, ein frey Gut“.
1660 Am 17. April wird dann Georg Herrmann von Schweinitz wegen seiner Verdienste um das Haus Sachsen (27.12.1642: Sieben Wochen lang verhinderte er mit 290 Mann die Einnahme Freibergs durch die Truppen des schwedischen Generals Torstensson [3.000 Mann]) mit dem Gut samt den Erbgerichten belehnt. Er kauft 3 weitere Bauerngüter mit 3 ½ Hufen hinzu und befreit sie von allen Lasten.
1670 verkauft seine Witwe Anna Katharina von Schweinitz, geb. v. Ende, Frau auf Heeselicht, das Freigut an den Kunst- und Instrumentenkämmerer Jermias Seyfert
1717 ist das Gut im Besitz von Major Karl Friedrich Teubert.
1724 Dieser verkauft das Freigut mitsamt 6 Häusern für ca. 5000 Gulden an Rittmeisters Frau Anna Catharina Flor.
1728 Am 21. Juni erwirbt Kapitänleutnant und Kammerjunker Johann Adolph von Liebenau das Gut für 5200 Taler. Das Freigut bleibt nun 101 Jahre im Besitz derer von Liebenau.
1829 22. Mai: Johann Georg Rüdrich kauft das Grundstück für 16000 Taler von den Erben des Generals Eugen Dietrich von Liebenau (gest. 1827).
1860 28. September: Ernst August Louis Forker erwirbt das Freigut für 39000 Taler von J.G. Rüdrich.
1896 Erbt Hans Rudolf Forker (geb. 1867, gest. 1926) Freigut und Vorwerk in Langenwolmsdorf von seinem Vater. Seine beiden Söhne Albert und Lothar sterben jung (gefallen im 1. Weltkrieg). Daraufhin geht das Erbe auf Grund der NS Erbgesetzgebung an den Sohn der Zweiten Tochter, Hans Lothar Kupfer. Sein Vater, Erich Kupfer verwaltet das Erbe.
1940 Am 8. Oktober wird Hans Lothar Kupfer, Bauer aus Pesterwitz, als Anerbe im Grundbuch eingetragen.
1945 Mai: Im Zuge der Bodenreform wird das Freigut nicht vollständig enteignet, da Erich Kupfer zuvor von den Nationalsozialisten verhaftet wurde und für kurze Zeit in einem Konzentrationslager interniert war. Es mussten jedoch alle Flächen über 100 ha ersatzlos an die Gemeinde abgetreten werden.
1951 13. November: Aufgrund „grober Verstöße“ gegen die damals geltenden Gesetze wird Hans Lothar Kupfer entschädigungslos zwangsenteignet. Das Freigut geht in den Besitz der „Gebietsvereinigung volkseigener Güter Sachsen – Ost, Anstalt des öffentlichen Rechts“ über und wird „Volkseigentum“. Daraufhin wurde es dem VEG Rennersdorf (ehem. Rittergut) unterstellt und gleichzeitig Sitz der VEG-Verwaltung.
2003 Nach einer Information des Forkerschen Familienforschers Joachim Forker ist der Besitz inzwischen an die Erben von Hans Lothar Kupfer zurückgegeben worden.

Die Hofe- oder Freigutmühle

Die Mühle wurde unter Ernst August Louis Forker, Besitzer des Freigutes, im Jahre 1866 als eine mit oberschlächtigem Wasserrad betriebene Wasserkraftanlage zur Mechanisierung seines Gutes konzipiert und gebaut. Das Wasserrad befand sich im Keller an der vorderen Giebelseite. Das Wasser des Mühlgrabens floss in Steingutrohren zwischen dem Mühlengebäude und der Hauptstraße bis zur vorderen Giebelwand, wo es rechtwinklig auf das Wasserrad umgeleitet wurde. Um die Gefälledifferenz zwischen Mühlgraben und Weißbach zu erhöhen, leitete man das Abflusswasser nicht direkt, sondern unterirdisch eine bestimmte Strecke bachabwärts in den Weißbach. Durch das dort vorhandene starke Gefälle des Baches konnte man mittels dieser Maßnahme den Durchmesser des Wasserrades erhöhen. Das Mühlengebäude bestand aus zwei gleich großen Teilen. Im von der Hauptstraße gesehenen linken Teil befand sich die Mühle, im rechten Gebäudeteil die Unterkunft für Saisonarbeiter, auch Schnitterkaserne genannt. Im Keller der Mühle trieb das Wasserrad über ein Getriebe aus Holzzahnrädern eine Knochenstampfe mit etwa 10 Stampfern in Sandsteintrögen an. Im Erdgeschoss der Mühle waren ein Mahlwerk aus Sandsteinen, Sichter (Maschine zum Trennen der Spelzen vom Mahlgut) und eine Quetsche aufgestellt, die über Treibriemen angetrieben werden konnten. Neben der Mühlenfunktion nutzte man die Hofemühle auch als Kraftstation. Hierzu führte ein Treibriemen aus dem Keller zum Dachboden, von wo aus ein sehr langer Stahl-Seilzug zum Erdgeschoss des Futterhauses vom Freigut angetrieben wurde. Gegenüber dem Mühlengebäude, direkt an der Hauptstraße, hielt ein Haltemast mit Rollen diesen Seilzug genügend hoch, so dass der Verkehr nicht beeinträchtigt wurde. Im Futterhaus standen ein Drescher, eine Strohhäckselmaschine für Pferdefutter und eine Runkse (Rübenhäcksler). Diese Maschinen konnten wahlweise vom Seilzug angetrieben werden. Vom Futterhaus ging ein Seilzug über den Hof zur Brennerei hinüber, welcher jedoch den Hofbetrieb beeinträchtigte. Deshalb wurde er von Franz Waldemar Forker in den 1890er Jahren abgebaut und durch eine Dampfmaschine in der Brennerei ersetzt. In dieser Brennerei wurden bis 1946 die auf den Feldern gezogenen Kartoffeln zu Alkohol verarbeitet. Pro Schicht (11 Stunden) verarbeitete man 30 Zentner Kartoffeln und ca. 3 Zentner Sommergerste für die Maische. Die vorgekeimte Sommergerste diente der Anregung des Gärprozesses. Für die Verarbeitung dieser Mengen war die Wasserkraftanlage konzipiert worden. In vom Zoll plombierten Rollfässern lieferte man den hier produzierten Sprit nach Wilthen.Der Hofeteich wurde angelegt, um zusätzlich Wasser zum Betrieb der Wasserkraftanlage zur Verfügung zu haben. Nachts füllte man ihn, um tagsüber sein Wasser nutzen zu können.
Mit der Übernahme des Freigutes durch Hans Lothar Kupfer im Oktober 1940 wurde der zu dieser Zeit noch vorhandene Seilzug zwischen Mühle und Futterhaus entfernt und die Hofemühle überholt. Zum Antrieb der Maschinen in der Brennerei setzte Herr Kupfer bis 1945 elektrische Einphasen-Motoren, danach Drehstrom-Motoren ein. Die Hofemühle nutzte man zum Getreideschroten. Nach dem 8. Mai 1945 zerstörten wahrscheinlich polnische Zwangsarbeiter die Holzzahnräder der Mühle, indem sie Knüppel in diese legten. Damit wurde sie betriebsuntauglich. Später beseitigte man das Wehr im Weißbach und schüttete den Mühlgraben zu. Der letzte Bewohner der Hofemühle war der Umsiedler Josef Schreiber, der im März 1968 auszog. Einen Monat später wurde die Hofemühle abgerissen und an ihrer Stelle ein Mehrfamilien-Wohnhaus errichtet.

Die Mühlen im Polenztal

Außer den sieben Mühlen im Ort zählen zu Langenwolmsdorf noch die Wald- und die Knochenmühle im Polenztal.
Die genaue Entstehungszeit der Mühlen ist nicht bekannt. Im Gewerbe-Anmelde-Register von 1862 sind sie als schon vorhandene Gewerbe eingetragen. Da waren die Bezeichnungen noch vertauscht.

Der Besitzer der damaligen „Knochenmühle“ hieß Friedrich August Böhmer. Den Namen Waldmühle erhielt sie ca. 1930, nachdem die Produktion stillgelegt und aus ihr eine kleine Gaststätte geworden war. Genaue Angaben zur Mühle sind leider nicht aufgezeichnet. Nach dem 2. Weltkrieg wurde sie als Ferienheim des VEB EAW Elektronik (Reglerwerk) Dresden genutzt und 1990 ging sie in den Besitz der Treuhand über. 1997 wurde das Wohngrundstück von einer Dresdner Familie gekauft, die es heute noch nutzt.

Von der Knochenmühle sind mehr Daten überliefert. Seit ca. 1841 besteht die Mühle als Walkmühle zum Walken von Leder. Im Jahr 1862 ist im Gewerbe–Anmelde-Register als Knochen- und Waldmühlenbesitzer Friedrich August Forker (54 Jahre alt) genannt. Nach der Forkerschen Familienforschung ist jedoch auch der 1836 geborene Ernst Hermann Forker Guts- und Knochenmühlenbesitzer in Langenwolmsdorf im Polenztal. Seine Söhne Hermann Richard Forker und Friedrich Hermann Max Forker wurden als seine Nachfolger aufgezeichnet. Am 25. September 1883 ist Hermann Richard Forker als Käufer des Besitzes im Grundbuch eingetragen. Er meldete am 1.1.1885 eine Fleischerei und Schankwirtschaft an.
Im Gewerbe–Anmelde-Register wurde am 13. März 1901 eine seit 1887 bestehende Bankfleischerei mit Verkauf von Fleisch- und Wurstwaren von Heinrich Richard Emil Forker unter der selben Brandkatasternummer des Hauses (Nr. 100) angemeldet. Die übernahm wahrscheinlich am 5.7.1909 der 1877 geborene Ernst Max Michel.
Die Nummern des Brandkatasters können jedoch auch in dieser Zeit geändert worden sein, denn um 1948 ist die Hausnummer im Brandkataster mit 184 angegeben.
Am 24.7.1919 ist der Mühlenbesitzer Horst Kühn zufolge Auflassung im Grundbuch vermerkt. Zu dieser Zeit wird die Mühle noch als Knochenmühle genutzt. Die Bauern der Umgebung brachten Knochen und Raps und nahmen Düngemittel und Öl wieder mit. Darüber hinaus konnten sie die Ladestation für ihre Akkus nutzen. Der Antrieb erfolgte durch ein oberschlächtiges Wasserrad, das sehr breit gewesen sein muss. Der Durchmesser hat wahrscheinlich zwischen 5,80 und 6 m betragen. 1936 wurden Horst Kühn von der Gemeinde Hohnstein, der Unterhaltungsgenossenschaft für die Polenz, bei einer Begehung derselben Ascheablagerungen an der Knochenmühle streng verboten. Am 22.1.1948 meldete Horst Kühn das Gewerbe für Knochenmehlherstellung und Ölpresserei unter Firma Richard Forker wahrscheinlich ab.
Nachdem die Mühle schon seit längerer Zeit stillgelegt worden war, brannte 1954 das Maschinenhaus ab. Am 24.10.1958 war die Mühle Eigentum der Norddeutschen Knochenverwertung e.G.m.b.H. Salzwedel. 1960 wurden die Wirtschaftsgebäude abgerissen und der Mühlgraben, der mitten durchs Haus gegangen war, zugeschüttet. Nur ein altes Wehr erinnert noch an vergangene Zeiten. 1961 wurde die Mühle Eigentum des Volkes. Die VEB Leimfabrik Tangermünde kaufte das Grundstück. Ab 1968 wurde die Mühle als Kinderferienlager genutzt. Max Zirnstein war Knochenmüller und bei den Kindern aufgrund seines Unternehmungsgeistes sehr beliebt. Erst war die Mühle Betriebsferienheim der Leimfabrik Tangermünde und dann, ab 1972, des Verpackungsmittelwerkes Leipzig. Am 10.10.1989 ist das VEB Verpackungsmittelwerk Leipzig im Grundbuch noch als Rechtsträger eingetragen. Auf Eintragungsersuchen der Treuhandanstalt wurde am 8. Oktober 1993 die in Liquidation befindliche Leipack GmbH (ehemals Leipziger Verpackungsmittel GmbH) als Eigentümer eingetragen.
1991 kaufte die Familie Brückner die Mühle. Seit 1995 ist die jetzige Gaststätte mit Pension ganzjährig geöffnet und seit 1998 sind die Besitzer Evelyn und Horst Brückner als Eigentümer im Grundbuch eingetragen.
Backschüsselfabrik
Ebenfalls vom Verpackungsmittelwerk Leipzig genutzt wurde die ehemalige Backschüsselfabrik Sternkopf etwas weiter flussabwärts. Hier war das Bettenhaus des Betriebsferienlagers.
Die Villa mit wurde 1908 von Guido Sternkopf erbaut. Sein Sohn Karl Sternkopf betrieb die Fabrik bis 1960. Es wurden Backschüsseln aus Pappmaschee zum Quellen der Brote und Taubennester hergestellt. Der Antrieb erfolgte auch durch die Polenz. Dazu wurde eine Zwillingsturbine eingesetzt: die große Turbine für mittleres Wasser und eine kleine für wenig Wasser. Karl Sternkopf brachte seine Waren mit dem Motorrad mit Seitenwagen zum Bahnhof in Langenwolmsdorf. Da seine Frau das Klima im Polenztal nicht vertrug und erkrankte, verkaufte er seinen Besitz an das Verpackungsmittelwerk Leipzig. Die Fabrik verfiel und wurde Ende der 60er Jahre abgerissen. 1993 kaufte Eberhard Stange den Besitz von der Treuhandanstalt und eröffnete eine Frühstückspension in der ehemaligen Villa.

Die alte Bockmühle

Eine weitere von den Langenwolmsdorfern gern besuchte Mühle im Polenztal ist die Bockmühle. Sie steht auf Cunnersdorfer Flur, soll aber hier auch näher beleuchtet werden. Als große Attraktion der Mühle muss natürlich die Märzenbecherblüte genannt werden, die alljährlich die Besucher in Scharen anzieht.
Der Name der Mühle geht auf die Familie Bock zurück, die diese bis zum Ende des 16. Jahrhunderts besaßen. Zum ersten Mal taucht die Mühle 1518 in den Akten auf. Hier wird als Besitzer Peter Bock genannt. Um 1543 und 1547 gehört sie Michael Bock, der „von seiner Mahl- und Brettmühle ins Amt Hohnstein zinst“. Die Mühle hatte damals 6 Ruten, was einer halben Hufe entsprach. 1559 besitzt der Bockmüller auch 2 Ruten auf dem Luschdorf oder Wüst-Ludwigsdorf. 1561 wird Michael Bocks Mühle auf 150 Schock geschätzt, wovon er jährlich 30 Groschen verzinsen muss. 1567 wurde als Müller Mattern Pock registriert. Er erhielt den Auftrag, dünne Bretter zu schneiden, aus denen dann das völlig aus dem Gebrauch gekommene Musikinstrument „Trummscheit“ mit trompetenähnlichem Klang gefertigt wurde.
Nach dem Aussterben der Familie Bock auf ihrem alten Besitz erscheint hier 1618 Jacob Ulbricht. In der Zeit des Dreißigjährigen Krieges brannten schwedische Soldaten, die zu den Verbänden des berüchtigten Generalmajors Stallhans gehörten, am 4. August 1634 ganz Cunnersdorf und die Bockmühle nieder.
Um 1640 gehört die Mühle Christoph Hannibaldt oder Hanniwaldt und ist Amtslehnmühle mit zwei Gängen. Auch 1711 ist ein Christoph Hahnewald als Besitzer verzeichnet. Doch schon 1721 gehört die Bockmühle einem Christoph Karsch, der auf drei Gängen mahlt. Von 1750 bis in die 70er Jahre des 19. Jahrhunderts war die Familie Hartmann als Eigner ausgewiesen, sie ließ 1794 die Mühle und das dazu gehörige Gut neu erbauen.
Im Jahre 1876 trat die Familie Zenker zunächst als Pächter und später als Besitzer auf. Von ihr wurde 1877 das Gasthaus „Zur Bockmühle“ erbaut und erhielt dafür die Schankkonzession. Dadurch gerieten aber die Märzenbecherbestände in Gefahr und der Bockmüller Zenker zäunte seine Wiesen ein. Der Gesetzgeber schritt später ein und stellte 1928 die weiße Pracht unter Naturschutz. 1905 wurde die Schneidemühle neu erbaut. Der Mahlbetrieb war zu dieser Zeit bereits eingestellt. Am 3. Juli 1926 brannte die Mühle fast vollständig nieder, nur das Gasthaus blieb erhalten. Der ehemalige Besitzer der Bockmühle ließ auf den Feldern der Wüstung Luschdorf 1927/28 den Luschdorfhof errichten. Im Zuge der Bodenreform wurde der Luschdorfhof enteignet. Das Objekt wurde später Teil des VEG Stolpen.
Das Objekt der Bockmühle wurde 1975 von der VEB Sächsische Glasfaser Industrie Sebnitz erworben, ausgebaut und durch einen gleich großen Anbau erweitert. 1980 wurde es durch das VE Kombinat Plastik als Ferienheim, Kinderferienlager und Gaststätte genutzt. Von 1990 bis 1996 hatte Peter Eiding eine Pachtgenehmigung. 1998 kaufte Karl Hammermüller die Mühle von der Treuhand und betreibt sie jetzt wieder als Gasthof und Pension.

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